Im Februar nahm ich an einer Verlosung des DSB teil, um einen der begehrten Plätze für das Simultan gegen GM Georg Meier zu ergattern. Erneut stand das Glück auf meiner Seite und ich bekam eine Einladungs-E-Mail von Frank Hoppe. Auch wenn mein Studium zu jenem Zeitpunkt am ersten März beginnen sollte und ich noch überhaupt keine Vorstellungen der jeweiligen Termine zu den einzelnen Vorlesungen und Pflichtveranstaltungen hatte, sagte ich zu. Letztendlich muss jeder irgendwo seine Prioritäten setzen 😊.
Am 14. März war es so weit. Ich schrieb noch eine E-Mail an den Präsidenten des Berliner Schachverbandes, um meinen Vater als Nachrücker zu melden. Eigentlich wollte er nur als Zuschauer fungieren, aber nun muss er selbst ans Brett. Wir witzelten und rechneten uns schon große Chancen auf einen Sieg aus. Schließlich haben wir zusammen eine DWZ von 2649 (1184 + 1465) und booten die von GM Georg Meier mit einer DWZ von 2646 um 3 Punkte aus!
Je mehr Leute in den Raum traten und ihre zugeordneten Plätze einnahmen, desto nervöser wurde ich. Normalerweise bin ich generell vor jedem Punktspiel oder Turnierspiel unglaublich angespannt. Diesmal war es anders. Irgendwie fühle ich mich überwältigt, sobald ich einen Großmeister im realen Leben begegne. Für mich ist es gedanklich nicht greifbar, wie man ein so komplexes Spiel so gut beherrschen kann. Dafür zolle ich auch ihm meinen größten Respekt.
Ich saß mit meinem Vater an einem der hinteren Bretter. Der Großmeister gab jedem die Hand und meine Nervosität steigerte sich nochmal je dichter er kam. An meinem Brett angekommen trat die typische Tollpatsch-Sandra wieder voll in Aktion. Beim Hände reichen fegte ich erstmal meinen König übers Brett hinweg. Sollte das Spiel schon enden bevor es überhaupt begonnen hat?! Es ist sogar auf dem Foto erkennbar, dass mein König das Weite suchte bevor die Partie begann.
Glücklich, dass bei mir nicht 1.Sf3 auf dem Brett kam, sondern d4 entschied ich mich für 1…Sf6 und probierte einen modernen Benoni. Leider spielte jemand 2 Bretter vor mir das Gleiche und somit bekam ich nicht die erhoffte Stellung. Ich mit meiner Theorie bereits nach 4 Zügen am Ende erlangt. Ich erhielt einen rückständigen Bauern auf c6. Die C-Linie war auch offen für Weiß. Der schwarze König sollte im Recht bleiben und kapitulierte erneut im 26.Zug. Im Nachhinein habe ich mir gewünscht doch lieber die orthodoxe Verteidigung im abgelehnten Damengambit gewählt zu haben.
Auch bei meinem Vater sah es nicht gut aus. Er musste schon zu Beginn einen Turm geben. Es folgten weitere Figuren, aber so schnell wollte er dennoch nicht aufgeben. Wann hat man schonmal die Gelegenheit gegen einen GM zu spielen? So stand sein König irgendwann ziemlich eingeengt auf der eigenen Grundreihe, umzingelt von weißen Figuren nicht mehr so feierlich und hob ebenfalls im 26. Zug die Krone ab.
Insgesamt konnte der sympathische GM Georg Meier eine beachtliche Bilanz von 21,5:2,5 aufweisen. Die glücklichen Remisspieler dürfen sich über eine limitierte Lasker-Medaille freuen.
Wir möchten uns bei allen Organisatoren für dieses tolle Event bedanken. Vor allem aber bei GM Georg Meier der dieses Event erst möglich gemacht hat, dem Präsident des Berliner Schachverbandes Carsten Schmidt für die tolle Moderation, Frank Hoppe für die gelungenen Bilder und beim TuS Makkabi.
Sandra Schmidt
Ps.: Für die Fotos im Anhang „all credits to Frank Hoppe!“