Bericht 5. Runde DSOL: SV Leverkusen – SC Wittstock

Howdy, Nikolas!

Sieh an, sieh an – da scheint jemand ein Freund der Cowboys zu sein. Und ich dachte, ich wüsste schon eine Menge über dich!

Eigentlich eher nicht. Mir war nur gerade danach, unser Gespräch mal auf eine andere Art und Weise zu beginnen.

Solange du nicht mit ‚Grüß Gott‘ ankommst, gerne!

Wieso, magst du diese Begrüßung etwa nicht?

Ich sage mal so: Es ist nicht unbedingt mein Lieblingsgruß. Wir befinden uns im nördlichen Teil Deutschlands – da haben bayerische Grußformen nichts verloren. [lacht]

Und was machst du, wenn du mal in Bayern sein solltest und jemand mit ‚Grüß Gott‘ zu dir spricht?

Dann setze ich mein hübschestes Lächeln auf, schaue der Person tief in die Augen und antworte mit ‚Moin‘.

Haha, ich stelle mir gerade vor, du hättest das gegen eure letzten Gegner vom SK Gerolzhofen gemacht!

Da habe ich aber nicht gespielt.

Am vergangenen Spieltag letzten Freitag gegen den SV Leverkusen auch nicht, wie ich gesehen habe.

Genau, dafür verfolgte ich die Partien meiner Mannschaftskameraden aber wieder live mit. Es spielten an

Brett 1: Uwe Schmilinsky (1746) gegen Adrian Müller (2026),

Brett 2: Simon Jäger (1722) gegen André Dietz (1713),

Brett 3: Julijan Petrovic (1554) gegen Christopher Luthardt (1598) und

Brett 4: Sandra Schmidt (1598) gegen Bernd Schiefer (1000).

Am 1. Brett hatten wir nominell das Nachsehen, dafür nahmen wir aber am 4. Brett die Favoritenrolle ein. Und an den Brettern 2 und 3 ließ sich nicht unbedingt vorneweg sagen, wer da die Nase vorn haben wird. Anhand der Begegnungen deutete sich somit an, dass es ein ausgeglichener Wettkampf werden wird.

Der erste Punkt ging aber direkt an eure Gegner.

Leider ja. Bei Christopher war die Partie recht zeitnah vorbei. In der Eröffnung zog er seinen Läufer bereits zwei Mal – erst nach e7 und im 10. Zug dann nach d6, womit er ein Tempo verschenkt hat. Gleiches tat auch sein Gegenspieler, der ihm half, mit Tempo h6 zu spielen, worauf Weiß seinen Läufer wieder zurückzog. Anfang des Mittelspiels erlaubte Christopher seinem Gegner einen Bauernvorstoß des d- und c-Bauers. Er musste seinen Springer auf c6 in der Folge zurückziehen und stellte ihn so, dass sein Läufer keine Rückzugsfelder mehr hatte.

Lass mich raten: Der ging dann verloren, was zur sofortigen Niederlage führte.

Nicht ganz. Christopher machte es richtig und antwortete mit einem Gegenangriff, der aber leider nicht funktionierte. Beide Parteien fingen an, Figuren rauszuschlagen und wandelten ihre Bauern sogar in eine Dame um. Weiß agierte jedoch als Anziehender und schlug nun mit Schach den Turm von Christopher raus, sodass er bei der ganzen Aktion letztendlich mit einem Turm weniger rausging.

Meinst du, es wäre vermeidbar gewesen?

Schwer zu sagen. Als die Figuren rausgeschlagen wurden, war es auf alle Fälle bereits zu spät. Ich denke, der 12. Zug von Christopher, sein Bauernvorstoß e5 war der kritische Moment gewesen, wo man sich die Folgen des Vorbeiziehens des d-Bauern, wie es in der Partie kam, genau ansehen muss. Möglicherweise wäre man dann darauf gekommen, dass die Fortsetzung nicht optimal ist – alleine schon durch die Tatsache, dass beim Wegziehen des Springers nach e7 der eigene Läufer eingeklemmt gewesen wäre. Ich mag mich da jetzt aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen. Ich persönlich hätte auch nicht den Springer nach c6 entwickelt, sondern nach d7 und den Bauern eher nach c6 gestellt, womit ein Vorstoß des weißen d-Bauern erst gar nicht möglich gewesen wäre. Dieser Aufbau ist grundsätzlich solider und man besitzt damit recht viele Optionen – unabhängig davon, was Weiß macht. Von Spieler zu Spieler ist das allerdings unterschiedlich – der eine mag solche Strukturen mehr, der nächste wiederum andere.

Ok, 0-1 für Leverkusen. Doch dabei blieb es zu eurem Glück nicht lange. Eure Mannschaftskapitänin Sandra war ja dieses Mal mit am Start – und das sogar erfolgreich!

Du sagst es! Sandras Partie endete unmittelbar nach Christophers Niederlage. Schon früh machte Schwarz einen Fehler, der ihn seine Dame kostete. Diese wurde von Sandra selbstverständlich dankend genommen. Sie war weiterhin stets aufmerksam und eroberte mehr und mehr Material. Ihre souveräne Darbietung krönte sie am Ende noch mit einem schönen Matt-Bild, sodass wir mit 1-1 ausglichen.

Erstes Spiel von Sandra – erster Sieg! Sie scheint der Mannschaft einen Ruck nach vorne verpassen zu wollen.

Das sehe ich genauso. Schon vor dem Wettkampf habe ich, ein mehr oder weniger weiser Wahrsager, gesagt, dass die Mannschaft mit ihr ja nur gut abschneiden kann. Ich möchte nichts vorneweg nehmen, aber ich sollte Recht behalten!

Vielleicht solltest du deinen beruflichen Weg, den du eingeschlagen hast, nochmal überdenken und professioneller Wahrsager werden!

Wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen – so weise bin ich nun auch wieder nicht! Erstmal müsste ich mir noch einen längeren Bart wachsen lassen. [grinst]

Zurück zum Wettkampf: Auch André war wieder am virtuellen Brett tätig. Ich nehme an, er wollte seine zwei Niederlagen wiedergutmachen.

Ja, wobei seine Partie gegen die Schleispringer Kappeln eigentlich gewonnen war – das nur einmal fürs Protokoll. Jedenfalls, seine Partie endete als nächstes und hatte es in sich. Nach der Eröffnung stand André nämlich etwas schlechter. Nachdem beide Parteien unterschiedlich rochierten, fing André jedoch an, schnell Druck am Damenflügel aufzubauen. Sein Gegenüber versuchte die Drohungen zu parieren und investierte alleine für zwei Züge – man mag es bei dem zu spielenden Zeitmodus kaum glauben – ganze 35 Minuten! Man hatte gerade erst 14 Züge gespielt und da hatte Weiß nur weniger als 5 Minuten für den Rest der Partie.

Oh je …

Richtig, da fehlen einem die Worte! Und so kam es, wie es zwangsläufig kommen musste: Weiß musste anfangen zu blitzen und hielt sich lediglich mit den 15 Sekunden Inkrement über Wasser. André blieb allerdings cool, überlegte zwischendurch auch nochmal 10 Minuten und spielte die Partie konsequent weiter. Auch ein Remis-Angebot lehnte er ab. In der Zeitnot machte Weiß drei Partie-entscheidende Fehler, bei denen André zwei Figuren gewann und schlussendlich Matt setzte – ein rundum schöner Abschluss! 

Ihr konntet also sogar die Führung übernehmen – Glückwunsch! Jetzt fehlte ja nur noch mindestens ein halber Punkt zum ersten Mannschaftserfolg.

Das ist richtig. Zugange war jetzt nur noch Uwe, der aber – ich möchte noch einmal daran erinnern – nominell einen weit stärkeren Gegner vor sich hatte. Nichtsdestotrotz legte er eine gute Leistung an den Tag und hielt gut dagegen. Im Mittelspiel opferte er dann überraschend eine Qualität. Auf dem ersten Blick sah dieses Qualitätsopfer nicht korrekt aus, doch nachdem ich mich in die Stellung ‚hineindachte‘, glaubte ich die Fortsetzung zu sehen, die Uwe zu seiner Entscheidung bewegte. Als er mit Sg5 dann allerdings anders fortfuhr, als ich dachte, war ich der Ansicht, dass dies nun wirklich zum Nachteil für ihn sein muss. Mein Gefühl bestätigte sich leider, da Uwe in ein für ihn schlechteres Endspiel kam, in dem er gegen einen Freibauer von Schwarz ankämpfen musste. Er wehrte sich noch fast 20 Züge, doch nachdem sich Schwarz einen zweiten Freibauer bildete, der Schritt für Schritt näherkam, gab sich Uwe geschlagen. Zwei Freibauer sind nun mal zwei zu viel.

Klingt fast wie eine Schach-Weisheit.

Aber auch nur fast.

Euer Wettkampf endete also am Ende 2 – 2 unentschieden.

Genau. Etwas schade, das wieder nichts mit unserem ersten Saisonsieg wurde, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Immerhin haben wir dieses Mal nicht verloren, sondern einen Mannschaftspunkt mitgenommen.

Beachtlich ist, dass ihr diesen Erfolg gegen die Mannschaft geschafft habt, die um den Einzug in die K.O.-Phase kämpft und sich gegenwärtig auf Platz 2 befindet. Auch der Mannschaft aus Falkensee, die momentan auf dem 3. Tabellenplatz ist, konntet ihr bereits einen Punkt abnehmen.

Tatsache! Zwei Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte, wo ich denke, dass eine von den beiden auch in die K.O.-Phase einziehen wird, sind gegen uns ins Straucheln geraten. Das unterstreicht, dass wir grundsätzlich auch hätten weiter oben mitspielen können. An den anderen bisher stattgefundenen Spieltagen hatten wir jedoch leider immer etwas Pech, weswegen es nun so ist, wie es ist. Immerhin sind wir nicht ausschließlich Punktelieferant, sondern ärgern auch mal unsere Gegner!

Ihr seid nur ein Mannschaftspunkt hinter dem Burger SK und nur zwei Punkte hinter Platz 5 – für euch ist also noch gut etwas möglich.

Lassen wir uns überraschen, was die letzten beiden Spieltage bringen. Ich würde mich freuen, wenn unsere Mannschaft noch mindestens einen Platz in der Tabelle hinaufklettert. Dafür müssen wir aber nun definitiv Punkte mitnehmen, zumal am letzten Spieltag noch das Duell gegen den Burger SK auf der Agenda steht, die sich auf dem Platz vor uns befinden. Mit etwas Glück können wir im direkten Duell an ihnen vorbeiziehen.

Dann wünsche ich für die zwei abschließenden Runden maximale Erfolge und danke dir für das anregende Gespräch! Wer den nächsten Spieltag des SC Wittstock gegen den SV Lurup Hamburg live mitverfolgen möchte: Einfach am kommenden Montag, den 15.03.2021 zuerst auf diese Verlinkung, dann auf den Link „Für Zuschauer“ gehen und ab 19:30 Uhr das Spektakel genießen! Ich wünsche dir noch eine schöne Woche, Nikolas!

Vielen Dank, Gleiches wünsche ich auch!

(Das Interview führte wieder Nikolas Nimptsch – [Ironie an] die gegenwärtigen Umstände (Stichwort: Kontaktbeschränkungen) haben mittlerweile dazu geführt, dass er gerne Selbstgespräche führt. [Ironie aus])

2 Gedanken zu „Bericht 5. Runde DSOL: SV Leverkusen – SC Wittstock

  1. Moin zusammen in Wittstock,

    auch mir gefällt eure Internetseite und insbesondere die kreative Berichterstattung über unsere gemeinsame DSOL 6A. Immer sehr lesenswert dargestellt, macht weiter so!
    Wünsche euch noch spannende Abschlusskämpfe in der DSOL, die in zwei Runden für unsere beiden Teams dann leider schon beendet sein wird.

    Viele Grüße nach Wittstock von den Nordlichtern aus Kappeln!

  2. Werte Wittstocker/-innen! Ein sehr schöne Bericht! Am kommenden Montag spielen wir dann gegeneinander. Theoretisch haben wir sogar noch kleine Chancen auf Platz 2! Doch realistisch betrachtet, dürfte es sehr schwer für uns werden und Ihr möchtet natürlich endlich Euren ersten Mannschaftskampf gewinnen! Vielen Dank nochmal für die Verlegung von Dienstag auf Montag! Zwischenzeitlich ist unsere Hamburger Mannschaftsmeisterschaft 2021 und damit auch der zunächst geplante Kampf am 16.März abgesetzt worden. Bis Montag dann! Sportliche Grüße aus Hamburg-Lurup!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert