Mit einer Punktlandung auf dem letzten Spieltag holten wir uns den ersten Platz unserer Gruppe B in der Havellandliga vor unseren Schachfreunden von Hellas Nauen.
Somit hatten wir uns für die Finalrunde am 08.03.20 gegen SC Empor Potsdam IV qualifiziert.
Den zweiten Platz konnte uns keiner mehr nehmen, doch wir wollten mehr; wer möchte schon Zweiter sein, wenn der Staffelsieg so nah ist.
Das Heimrecht wurde per Münzwurf durch den Staffelleiter Mario Oberling entschieden, weshalb wir auswärts in Potsdam spielten. (Meiner Meinung nach sogar das Glückslos für uns :D)
Ich versuchte natürlich unsere beste Mannschaft aufzubieten, um gegen die starken Potsdamer mithalten zu können.
Trotz unserer nahezu besten Aufstellung waren wir an allen Brettern an Wertzahl deutlich unterlegen. Es kam zu folgenden Paarungen:
1. Schmidt, David (1776) : Dietz, André (1703)
2. Schmidt, Michael (1580) : Mietzner, Ralf (1369)
3. Geitner, Thomas (1623) : Grabowsky, Leon (1458)
4. Jaekel, Lutz (1504) : Seyler, Pascal (1071)
Die erstgenannten Spieler sind die Spieler der Heimmannschaft. Aufgrund des Auswärtsspieles spielten wir am ersten und dritten Brett die weißen Figuren. (Glückslos wie gesagt :D)
Mit einer Mannschaftsansage meinerseits als Kapitän, frei aufspielen zu können, da wir der Underdog seien, starteten wir in die Partien.
Als ich nach den Eröffnungszügen auf die vier Bretter schaute, musste ich schmunzeln.
Es ergaben sich zwei sizilianische und zwei Londoner Systeme, lediglich andere Linien wurden gespielt.
Pascal hatte sich als Stammspieler und Punktelieferant von guten 3 Punkten das Finale redlich verdient, obwohl er mannschaftsdienlich auch für einen stärkeren Kameraden zurückgetreten wäre.
„Doch das kam gar nicht in die Tüte“ – wir bestanden alle auch auf eine Teilnahme seinerseits.
Er versuchte mit dem sizilianischen Drachen sein Glück. Sein Gegner wandelte die Partie schnell in eine sehr stellungsbasierte Partie um. Leider war Pascals Gegner ihm dabei einen Schritt voraus… so verlor er in einer wichtigen Phase einen Turm. Natürlich war er recht niedergeschlagen und sauer, doch ein leichtes Schulterklopfen heiterte ihn wieder auf, zumal er sich bei dem Wertzahlenunterschied nichts vorzuwerfen hatte.
Leon spielte sein Londoner System sehr solide und kam besser aus der Eröffnung. Während mein Gegner am Zug war, schaute ich auf die anderen Bretter und sah genau die entscheidende aber sehr schöne Stellung. Leon konnte mit seinen Turm einen Bauern schlagen, obwohl dieser von einem Turm gedeckt worden ist. Sollte der Turm Leons Turm schlagen, bekommt er durch ein schönes Dameschach den Turm wieder und hat zwei Bauern gewonnen. Leon sah diese Variante und bekam daraufhin die bessere Stellung und auch zwei verbundene Freibauern im späteren Verlauf des Spiels. Er setzte seinen Gegner in einem Turmendspiel mitten im Zentrum Matt.
Somit stand es 1:1 und alles war offen. Doch wie sah es auf den anderen Brettern aus?
Ralf spielte sehr souverän gegen das londonähnliche System und spielte voll auf Remis.
Er verpasste seinem Gegner einen rückständigen Bauern und gewann schönen Raumvorteil. Mit einem Bauern mehr am Damenflügel nahm Ralf den Gegner jeglichen Wind aus den Segeln.
Zeitgleich lief meine Partie.
Ich eröffnete mit dem sizilianischen Flügelgambit gegen Najdorf.
Doch mein Gegner lehnte die Variante mit Dc7 ab. Die Ablehnung kannte ich nicht, doch mit war klar das die Stellung nicht zu meinem Nachteil sein konnte, zumal er seinen schwarzfeldrigen Läufer fianchettieren musste. Ich schloss das Zentrum mit e5 und bekam ein super Springerfeld auf d6. Nach besserer Entwicklung und sehr stellungsbasierten Mittelspiel bekam ich einen Freibauern auf der 6. Reihe, der drohte durchzulaufen. Mein Gegner musste eine Figur opfern, was mich allerdings zwei Bauern kostete. Mit drei Springern auf dem Feld( 2 von weiß, 1 von schwarz) ging es nun ins entscheidende Endspiel.
Doch zurück zu Ralf → er engte seinem Gegner ein. Ralf bot ihm Remis, da er meinen Offiziersvorteil sah. Sein Gegner war leicht verärgert, nahm das Remis allerdings an.
Er war nicht wegen des Remis verärgert sondern aufgrund der viermaligen Teilnahme an der Finalrunde ohne Mannschaftserfolg, denn das erste Brett sah nach einer Verlustpartie aus. Es stand also 1,5 :1,5 und ich rechnete natürlich mit, was wir für den Staffelsieg benötigten.
Mit dem Remis von Ralf war mir klar, es ist egal, ob ich Remis spiele oder gewinne; das würde den Staffelsieg bedeuten.
Also zusammenreißen und die Partie vernünftig nach Hause bringen.
Nach dem Springerabtausch ging mit zwei Bauern weniger aber einem Springer mehr ins Endspiel, doch nach sehr langem Rechnen wurde mir bewusst, dass ich meinen letzten Bauern nicht mehr halten kann. Echt bitter mit einem Springer mehr Remis zu spielen aber so ist der Schachsport immer für eine Überraschung gut.
Nach dem Shake-Hands mit meinem Gegner stand es fest WITTSTOCK II IST STAFFELSIEGER DER HAVELLANDLIGA. Doch warum, es wurde doch 2:2 gespielt? Richtig, aber die entscheidende Zweitwertung die Berliner Wertung ist 5,5:4,5 aus Wittstocker Sicht.
Doch wie setzt sich diese zusammen? → bei einem Sieg an Brett eins bekommt man 4 Punkte in der Berliner Wertung, an Brett 2 Punkte, an Brett 3 2 Punkte usw. Bei einem remis gibt es nur hälftige Punkte.
Also Rechnung:
Unsere Wertung: Brett(B) 1 → 2 Punkte (hälftig, da remis)
B 2 → 1,5 Pkt. (hälftig)
B 3 → 2 Pkt. (volle Pkt., da Sieg)
B 4 → 0 Pkt. (verloren)
=5,5 Punkte
Da unser Gegner am vierten Brett gewonnen hat und am dritten Brett verloren hat, bekommt er 0 Punkte von Brett 3 und 1 Punkt vom vierten Brett → 2+1,5+0+1= 4,5 Punkte
Ich bedanke mich bei allen Spielern, egal ob Stammspieler oder Ersatzspieler, ihr habt alle eure Leistungen und Zeit in die Mannschaft gesteckt, und freue mich echt euer Mannschaftsleiter zu sein! 🙂
Zusätzlich geht der Dank an Ralf und Mario, die als Fahrer eingesprungen sind.