18. Internationales Rostocker Schach-Open

Nach diversen persönlichen Rückschlägen in diesem Jahr, nahm ich an dem stark besetzten Open in Rostock teil, in der Hoffnung dort mein Gedankenchaos durch taktische und strategische Motive zu rehabilitieren. Ohne jegliche Vorbereitung startete ich vom Setzplatz 48 von 66 Teilnehmern. Mit meiner DWZ von 1559 bin ich normalerweise irgendwo im Mittelfeld eingeordnet. Aus diesem Grund machte ich mir wenig Hoffnung, einen Punkt in der ersten Runde zu ergattern. Als Erstes durfte ich mit Weiß gegen die Nr. 15 spielen.

Mein Gegner war ein sympathischer Herr, der seinen Urlaub in Rostock mit diesem Schachturnier bereichert. Aufs Brett kam die Hauptvariante des Damengamits mit einigen Abweichungen. Aber genau diese Abweichungen, hätten bei richtiger Abwicklung zu einem Bauergewinn für Weiß geführt. Mit den Gedanken „na er wird schon wissen, was er macht“ rechnete ich ungenau und entwickelte eifrig meine Figuren. Nach dem Mittelspiel stand Schwarz auch etwas besser und verpasste Weiß einen Doppelbauern auf der a-Linie, einer auf a2 und den anderen auf a4. Des Weiteren besaß Schwarz einen Freibauern der bereits auf e3 lauerte, gedeckt vom schwarzfeldrigen Läufer auf d2. Nachdem Weiß den Turmaustausch erzwang, konnte der weissfeldrige Läufer die Bauern wie ein Hütehund zusammenhalten. Letztendlich bin ich sehr erfreut mit einem Remis davongekommen.

In der zweiten Runde spielte ich Schwarz gegen 1. d4 mit Alt-Benoni. Schwarz war in der Lage einige Fallen aufzustellen, jedoch tappte der Gegner nicht hinein oder fand einen Ausweg. Ohne weitere Spannung, nahm ich das Remisangebot des Gegners an.

In der dritten Runde spielte ich gegen Grünfeldindisch und tauschte den Bauern auf 3. …d5 nicht sofort. Anschließend bekam mein Gegner gute Angriffschancen auf dem Damenflügel. Die Spannungen kosteten Weiß zu viel Zeit und am Ende auch die Partie.

Die vierte Partie spielte ich mit Schwarz die Drachenvariante gegen 1. e4. Mein wertzahlmäßig überlegener Gegner entschied sich für die scharfe Variante und spielte die Struktur des jugoslawischen Angriffs. Nach dieser Antwort, hatte ich die Partie gedanklich bereits abgeschrieben, da meine bisherige Bilanz gegen diesen Angriff mehr schlecht als recht ausschaut. Bobby Fischer fasste die weiße Strategie einst folgendermaßen zusammen: „H-Linie aufreißen, Opfer, Opfer, … Matt!“. Soweit sollte es nicht einmal kommen. Ich gab auf, nachdem ich nach einer gespielten Stunde auch noch meine Dame einstellte. Für die Zukunft bin ich aber vorbereitet. 😊

In der fünften Partie bekam ich einen Gegner der vom Hören und Sagen her, sehr experimentierfreudig bei Eröffnungen ist. Nach meinem üblichen 1. d4 mit Weiß, wickelte er die Stellung in ein Countergamit von Albin ab. Da ich die Falle (Lasker-Trap), welche mich mit dem verlockenden Zug 4. e3 erwartet kenne, spielte ich eine andere Variante. Schnell bekam ich einen Vorteil und ließ diesen auch nicht mehr los. Auch das Remisangebot schlug ich aus. Am Ende drohte Damenverlust oder Matt und mein Gegner gab auf.

In der sechsten Partie wollte ich mit Schwarz auf 1. d4 mit  …c5 eigentlich wieder direkt ins Alt-Benoni einlenken, aber es entstand eher eine sizilianische Struktur. Durch einen gewollten Abtausch von Weiß bekam Schwarz zwar einen Einzelbauer auf d5, dafür aber auch ein Tempo mehr. Die Damen standen abseits des Brettes lediglich als Zuschauer positioniert, sodass jener Bauer keine Schwäche war und sich als Stärke entwickelte. Schwarz stand positionell besser und gewann einen Bauern am Damenflügel. Anschließend folgte ein Remisangebot, welches ich wegen des Mehrbauern nicht annehmen konnte. Nach weiteren Zügen war die Stellung für Weiß nicht mehr zu halten und Schwarz gewann.

In der letzten Runde spielte ich Weiß gegen einen sympathischen jungen Herrn und es folgte 1.d4 b5. Sah aus wie Orang-Utan, nur halt mit Schwarz. Die Antwort in der Hauptvariante ist nach 2. Sf3 Lb7 normalerweise 3. e4. Nur sind mir jegliche Motive mit e4 unbekannt, sodass ich anders kreativ werden musste. Scheinbar waren die folgenden Züge auch unbekanntes Terrain für Schwarz und Weiß bekam Vorteil mit einem Turm auf a7 auf der offenen Linie. Nach weiteren Zügen und fehlenden Ideen meinerseits bot ich Remis, welches aufgrund der leicht schlechteren Stellung von Schwarz auch akzeptiert wurde.

Das Turnier hat mit unglaublich viel Freude bereitet. Letztendlich verpasste ich aufgrund von schlechterer Buchholzwertung knapp den Sonderpreis für die beste Dame. Aber ich konnte meinen Setzplatz verbessern und wurde schlussendlich 38. in diesem stark besetzten Turnier. Mein Glückwunsch gilt vor allem den drei Erstplatzierten. GM René Stern ließ nur ein Remis aus sieben Partien zu und konnte somit zu Recht, das Turnier als Sieger für sich behaupten. Starke Leistungen gab es auch auf den folgenden Plätzen von Michael Kotyk (Platz 2)  und von Viktor Pererva (Platz 3) mit jeweils 5,5/7 Punkten.

Hervorzuheben ist außerdem die ausgezeichnete Organisation des Veranstalters des SSC Rostock 07 und der Einsatz des Hauptschiedsrichters Guido Springer, der stets für einen gerechten Spielfluss sorgte. Zudem war der Imbiss kostengünstig und lecker, insbesondere der Selterskuchen war unglaublich! Alleine dafür hat sich die Anfahrt schon gelohnt.

Zum Schluss möchte ich auf unser Schnellschachturnier am 15.09.2019 im Hotel Stadt Wittstock aufmerksam machen. Euch erwartet ein spannendes Turnier mit lockerer Atmosphäre, aufregenden Partien und wunderschöne individuelle Pokale.

Die Sandra