Am 31. Januar startete die Deutsche Schach-Online-Liga bereits in ihre dritte Saison. Dieses Mal konnten wir gleich mit zwei Mannschaften teilnehmen. Mit dem vorletzten Platz in der Gruppe 9 D schied der SC Wittstock II in der Vorrunde aus. Durch terminliche Überschneidungen und durch die suboptimale Kompatibilität mit Apple-Geräten auf der Plattform, sammelte die zweite Mannschaft viele Verlustpunkte. Das zeigt aber auch, dass hier noch viel Luft nach oben ist, um beim nächsten Mal nach den Sternen zu greifen.
Die 1. Mannschaft machte bereits in der ersten Runde deutlich, worauf es hinaus läuft. Mit einem Startplatz im Mittelfeld katapultierte sich der SC Wittstock I direkt nach oben auf den zweiten Platz. In der zweiten Runde ging es dann auch schon gegen den Tabellenführer. Das Duell endete zunächst mit einem 2-2, allerdings stellte sich im Nachhinein heraus, dass die gegnerische Mannschaft leider einen Cheater im Team zu verzeichnen hatte. Alle Partien der cheatenden Person wurden als Niederlage gewertet.
Gerade die Austragung von überregionalen Mannschaftskämpfen in der DSOL macht dieses Format zu etwas ganz Außergewöhnlichem. Lokale Gebundenheit ist nicht verpflichtend. Spieler und Vereine überwinden gemeinsam geografische Grenzen, um zueinander zu finden. Cheating ist eine echte Bedrohung für dieses Konzept. Niemand möchte sich im Duell mit einem Computer messen. Es geht um so viel mehr, nämlich um menschliche Verbundenheit. Ich könnte jetzt endlos ausholen und müsste einen extra Thread verfassen, um über die Sinnlosigkeit von Cheating und wie sehr ich es verachte zu berichten. Nicht nur die gegnerischen Vereine werden mit dem Einsatz von unzulässigen Hilfsmitteln einer cheatenden Person beeinträchtigt, sondern auch insbesondere der eigene Verein wird dadurch geschädigt. In diesem Fall verwehrte die betreffende Person den Einzug ins Viertelfinale für eine ganze Mannschaft.
Am Ende wurde der SC Wittstock I Tabellenerster und damit war der Einzug ins Viertelfinale gesichert. Dort trafen wir auf den SC Bad Salzdetfurth II. Der jeweils Erstgenannte spielt mit Weiß.
Martin Söllig (1944) – Torsten Bahr (1865) 0:1
Benjamin Matthes (1769) – Jörn Kahrmann (1746) 0,5:0,5
André Dietz (1732) – Jörg Apel (1662) 1:0
Siegfried Schwetje (1701) – Jarne Witek (1545) 0,5:0,5
Es ist schwer, hier einen Favoriten zu deklarieren, aber am Ende war der Erfolg beim SC Wittstock I und wir standen mit dem Ergebnis 3:1 im Halbfinale.
Dort trafen wir auf SC Caissa Falkensee I. Für uns ein Déjà vu, denn schon in der zweiten DSOL-Saison trafen wir in der ersten Runde auf den hiesigen Verein aus Brandenburg. Für Benjamin Matthes war dies sicherlich eine besondere Situation, denn damals spielte er noch für SC Caissa Falkensee I und diesmal gegen seine ehemaligen Mannschaftskollegen. Ab dem Halbfinale wird bei der DSOL mit Videoüberwachung gespielt. Gleich zu Beginn gab es auf Seiten des SC Wittstock I Probleme am ersten Brett. Torsten Bahr konnte sich nicht bei ChessBase einloggen, da er gegen 19 Uhr 3x hintereinander das Passwort falsch eingegeben hatte und somit eine Sperrung für 30 min in Kraft trat. Diese Sperrung war nicht aufzuheben und dauerte auch leider etwas länger als die prognostizierten 30 min. Der Kampf startete mit 19 min Verspätung. Die Aufstellung war wie folgt:
Torsten Bahr (1865) – Marc Andresen (1826) 0,5:0,5
Manuel Seitz (1823) – Benjamin Matthes (1769) 0,5:0,5
Carsten Stelter (1703) – Leon Grabowsky (1620) 0:1
André Dietz (1732) – Constantin Weiß (1641) 0:1
Auch hier spielt der jeweils Erstgenannte Weiß.
Schauen wir uns die Partien im Einzelnen etwas genauer an. Brett 4 entschied sich für die Sizilianische Verteidigung. Die Partie verlief bis zum 26. Zug recht ausgeglichen, mit Da2?? läutete André den Verlust der Partie ein. Es folgte 27. …Sc3 mit der Idee 28. …Se2 zu spielen, um den Gratisläufer einzusammeln. Nach 28. Dc2 wäre dies auch machbar gewesen, aber Schwarz entschied sich den Bauern auf a4 zu nehmen. Dies gab André die Chance auf ein Comeback. Der Damentausch im 33. Zug führte dann aber letztendlich doch zum Verlust der Partie. Herzlichen Glückwunsch an Constantin Weiß!
Brett 3 leitete mit b3 den Nimzowitsch-Larsen-Angriff ein. Die Partie verlief mit leichten ups and downs recht ausgeglichen. Im Chat kommunizierte der Spieler von Caissa Falkensee eine mögliche Überlastung seines Laptops. Diese wiederum führte leider zu akuten Verbindungsproblemen von Carsten Stelter. Am Ende gewann Leon aufgrund dieses Umstandes auf Zeit.
Torsten Bahr hatte sich zwar auf die Nummer 1 im gegnerischen Team vorbereitet, es kam allerdings anders als gedacht. Mit Marc Andresen traf er auf einen aufstrebenden jungen Spieler. Mit 1. Sc3 wählte Torsten die Van-Geet-Eröffnung. Besonders spannend, wenn auch nicht ganz korrekt, ist 17. g4 mit Remisangebot. Schwarz nahm dieses Angebot an, denn das zweite Brett war aus Sicht der Wittstocker bereits kritisch.
Aufgrund der Berliner Wertung reicht uns ein Remis hier völlig aus, da Leon am dritten Brett einen Sieg zu verzeichnen hatte. Aber ein Remis mit einer Qualität und einem Bauern weniger, ist in der Regel nur schwer zu bekommen. Schauen wir uns die Partie von Benjamin mal im Detail an.
Hier haben wir es mit der Aljechin Verteidigung zu tun. Diese zählt zu den halboffenen Spielen und die Idee ist es, durch Sf6 einen Bauernsturm zu generieren, um die weiße Bauernkette später mit den eigenen Figuren zu attackieren. Der Nachteil ist allerdings, dass sich der schwarze Königsspringer oftmals weit von seinem König entfernt und nur noch geringen Schutz bieten kann. Des Weiteren verfügt Weiß meist über einen Raumvorteil. Ab dem 37. Zug ging es schnell bergab für Schwarz. Schwarz hat hier zwar eine Qualität weniger, dafür aber ein starkes Läuferpaar. Nach dem Tausch der weißfeldrigen Läufer verbleibt Weiß mit einem klar gewonnenen Endspiel. Die folgende Analysegrafik zeichnet den Vorteil für Weiß. Allerdings stehen beide Spieler am Ende unter enormen Zeitdruck. Der Computer rechnet an vielen Stellen schon diverse Mattkombinationen aus, aber der zeitliche und psychische Druck ist nicht zu unterschätzen. 86. b6?? ist letztendlich als klares Remisangebot zu verstehen.
Am Ende war uns das Glück hold. Uns ist durchaus bewusst, dass auch ein Sieg von Falkensee nicht unverdient gewesen wäre.
Am 20. Mai heißt es nun erneut Daumen drücken. Dort treffen wir auf den Hamburger SK IV. Hier könnt ihr uns live verfolgen: SC Wittstock I – Hamburger SK IV.
Dort erscheint am Spieltag der Button „Für Zuschauer“. einfach drauf klicken und mitfiebern. 🙂
Sandra Schmidt – Mannschaftsführerin des SC Wittstock I u. II bei der DSOL
@SC Wittstock I – holen wir uns den Pokal 🙂 #staystrong #keepyourheadsup #tooexciting
Ein Gedanke zu „SC Wittstock ist im DSOL-Finale“
Für unseren Finaleinzug sind nicht nur unsere eingesetzten Spieler verantwortlich sondern auch unsere Sandra Schmidt! Sie hat es bisher immer geschafft, eine schlagkräftige Truppe aufzustellen. Danke Sandra!